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Dänen in Angst vor Insel für kriminelle Ausländer

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Das sieben Hektar kleine Inselchen Lindholm liegt mitten in der Stege-Bucht am südlichen Ende der dänischen Hauptinsel Seeland. Seit Freitag spricht jeder über diese Insel, denn dort soll 2021 ein Ausreisecenter für kriminelle Ausländer entstehen.

Die Dänen wollen Vorbestrafte, die abgeschoben werden sollen, aber nicht direkt zum Flughafen gebracht werden können, auf Lindholm unterbringen.

Die Fähre nach Lindholm hält in dem 600-Einwohner-Ort Kalvehave, 3,5 Kilometer westlich der Insel. Im Sommer sind Kalvehave und die Stege-Bucht beliebte Ausflugsziele einheimischer und internationaler Touristen. Vor allem Segler schauen sich gern um.

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Lindholm selbst ist schon lange kein Ausflugsziel mehr: Auf der Insel betreibt das Veterinäramt seit vielen Jahren Forschungsprojekte mit Viren. Manchmal strömt Rauch aus dem hohen Kamin, weil kranke und infizierte Tiere im Krematorium verbrannt werden. Die Insel wirkt düster und erinnert mit ihren gesichtslosen Bauten und Warnschildern an die Kulisse aus einer TV-Crime-Serie.

▶︎ Bis 2021 soll laut Regierungsbeschluss alles abgerissen und desinfiziert werden und ein Ausreisecenter auf der Insel entstehen. Vorbestrafte Ausländer sollen auf der Insel auf ihre Abschiebung warten. Ein Gefängnis wird die Insel nicht – Dänemark muss die Menschenrechte einhalten, und Menschen, die ihre Haftstrafe abgesessen haben, müssen sich frei bewegen können, auch wenn sie keine Aufenthaltsgenehmigung mehr haben. Deshalb wird es auch weiterhin einen Fährbetrieb geben.

Nur in der Nacht müssen die Betroffenen dann auf Lindholm sein. Das kann der Gesetzgeber vorschreiben.

Die Angst geht um

Für die Bewohner von Kalvehave und Umgebung sind diese Pläne schwer zu verdauen. Annika Mejdahl sagte der Zeitung „B.T.“: „Ich bin mit meiner Familie extra hierher gezogen, weil wir eine ruhige und sichere Umgebung wollten. Ich arbeite im mobilen Pflegedienst und habe oft Nachtschichten. In Zukunft werde ich bestimmt einen Alarm und Pfefferspray bei mir tragen. Ich weiß, dass sie mit der letzten Fähre auf der Insel sein sollen. Aber wenn man kriminell ist, schaut man bestimmt nicht auf die Uhr.“

Der Plan der Regierung wurde am Freitag bekannt – bereits am Sonntag hatten sich mehrere Protestgruppen gebildet. Eine heißt „Stopp Camp Lindholm“, sie hatte am Montag gut 800 Mitglieder. „Wir wollen diese Menschen nicht dämonisieren“, teilt die Gruppe mit. „Aber das Ausreisecenter würde für Kalvehave, Stege und Umgebung große Unsicherheiten mit sich bringen. Diese Pläne sind in unseren Augen ein Übergriff auf die Zivilbevölkerung.“

Ein Vater erzählt in der Gruppe, dass er Angst haben werde, wenn sein Sohn allein von der Bushaltestelle nach Hause geht. Ein anderer schreibt, er befürchte, dass in Zukunft keine Touristen mehr nach Kalvehave kommen werden. All die schönen Ferienhäuser würden leer stehen, meint er.

Wieder andere sind der Ansicht, dass die Immobilienpreise sinken werden, ihre Häuser könnten sogar unverkäuflich werden.

▶︎ Bis die ersten Kriminellen vor ihrer Abschiebung nach Lindholm gebracht werden, wird jedoch noch viel Wasser durch die Bucht strömen. Die ganz Insel muss nach jahrzehntelangen Virusversuchen gereinigt und desinfiziert werden: In den Gebäuden können Keime der Maul- und Klauenseuche, der Tollwut und der Schweinepest stecken.

Die Wissenschaftler, die bisher auf der Insel arbeiteten, mussten eine Woche lang in Quarantäne, bevor sie nach einem Inselaufenthalt wieder mit anderen Tieren in Kontakt durften.

Die Kosten für die Umwandlung vom Versuchscenter zum Ausreisecenter werden sich vorläufigen Berechnungen zufolge auf rund 100 Millionen Euro belaufen.

Kristian Möller, Leiter des Veterinärinstitutes, sagte der Zeitung „Berlingske Tidende“: „Man kann die Sachen nicht einfach einpacken und wegfahren. Bei einer Dekontaminierung müssen die Sachen sechs Monate auf der Insel bleiben. Nur so kann man sicher sein.“ Im schlimmsten Fall könnte man sonst Viren aufs Festland bringen.

Besonders empört sind Anwohner jedoch darüber, dass kein Politiker sie gefragt hat. Jan Röngaard, der seit 22 Jahren die Fähre zwischen Lindholm und dem Festland fährt: „Keiner sah das kommen. Es war wie eine Bombe, die eingeschlagen hat.“

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