Politik

Brandbrief gegen ARD-Nachrichten-Chef

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Millionen Deutsche informieren sich mit den Nachrichten der ARD. Doch aus dem eigenen Haus gibt es jetzt mächtig Ärger um die Qualität und Regelmäßigkeit von „Tagesschau“ & Co!

In einem Brandbrief erheben ARD-Mitarbeiter gegen den Chefredakteur der ARD-Nachrichten Kai Gniffke schwere Vorwürfe.

In dem Brief wird beschrieben, dass die Nachtschicht (21:45 bis 6 Uhr) bei ARD-aktuell für TV-Redakteure abgeschafft wurde. Diese war dafür da, um aktuelle Nachrichten auch in der Nacht zu produzieren. Stattdessen gebe es jetzt nur noch eine Kurzausgabe der „Tagesschau“ (zwischen 2:40 Uhr und 4:40 Uhr).

Und in dem Brief gehen die Vorwürfe sogar so weit, dass Sendungen in der Nacht bewusst ausfallen würden und das eingesparte Geld den Mitarbeitern der Online-Seite „Tagesschau.de“ zugutekomme.

Der Brief ist von einer „Gruppe von Redakteur*innen von ARD-aktuell“ am 13. März verfasst worden und ist anonym. Als Grund dafür nennen sie Angst vor Gniffke. Die „Berliner Morgenpost“ zitiert ausführlich aus diesem Brief.

Vorwurf: Gniffke lässt Sendungen bewusst ausfallen

Laut den Briefschreibern habe Chefredakteur Gniffke angewiesen, dass in Nächten mit vielen News, die 4:40-Uhr-Ausgabe aus „redaktionellen Gründen“ ausfallen zu lassen. Laut dem Brief wolle Gniffke das vor der ARD geheim halten.

Die „Tagesschau“ und die anderen Nachrichtensendungen werden von der Gemeinschaftsredaktion ARD-aktuell produziert. Diese ist beim Norddeutschen Rundfunk angesiedelt, der zur ARD gehört. BILD fragte auch bei der ARD an, dort ist der Brief bekannt, aber man verweist auf die Zuständigkeit des NDR.

Weitere Vorwürfe: Ab 2:30 Uhr nachts sei nur ein Online-Redakteur anwesend. Die „Berliner Morgenpost“ zitiert aus dem Brief: „Die ,Tagesschau‘ sagt Sendungen ab, wenn etwas passiert!“ Und weiter: „Die Gebührenzahler zahlen dafür, von uns rund um die Uhr mit Qualitäts-Nachrichten versorgt zu werden, das löst Herr Gniffke nicht mehr ein.“

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Harte Vorwürfe von den eigenen Angestellten! Und sie nennen auch den angeblichen Beweggrund von Gniffke: Das Geld, das er bei der Nachtschicht einspare, solle laut den Briefschreibern „Löcher im Dienstplan stopfen“, weil „immer neue Projekte und Baustellen entstehen“ würden. Und: Die Sparmaßnahmen gelten nicht nur für die Nachtschicht, sondern auch für den Digitialsender „Tagesschau24“. Das Geld soll Gniffke auch für die Onlineseite „Tagesschau.de“ einsetzen.

Und was sagt der NDR zu den Vorwürfen und zu dem Brandbrief?

Auf BILD-Anfrage heißt es: „Wir pflegen im NDR eine Kultur der offenen Kritik und äußern uns deshalb zu anonymen Zuschriften grundsätzlich nicht.“

Und weiter: „ARD-aktuell ist rund um die Uhr besetzt. Die Redaktion trägt Sorge dafür, dass jede gesendete Ausgabe den journalistischen Standards von ARD-aktuell entspricht. Dies gilt selbstverständlich auch für die knapp zweiminütige Kurzausgabe in der späten Nacht, die im Ausnahmefall auch mal entfallen kann. Sollte etwas Gravierendes passieren, wird es dazu immer eine ‚Tagesschau‘ geben.“

Ab 2.30 Uhr sei ein Redakteur vor Ort. Ob es sich dabei um einen TV- oder Online-Redakteur handele, wollte die ARD nicht sagen. Ab 3.30 Uhr baue sich die Zahl der Redakteure wieder auf.

Zu den Vorwürfen, das eingespartes Geld zu „Tagesschau.de“ umgeschichtet werde, heißt es: „Die Verwendung der Mittel von ARD-aktuell erfolgt transparent und wird kontinuierlich von der ARD geprüft.“

Gniffke will Intendant des SWR werden

Für Kai Gniffke kommt der anonyme Brief zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Er bewirbt sich um den Posten des Intendanten des Südwestrundfunks (SWR).

Am Freitag gab es im Rennen um den Posten eine Vorauswahl. Statt 15 treten jetzt nur noch zwei Kandidaten an. Zur Wahl stehen am 23. Mai die SWR-Landessenderdirektorin Baden-Württemberg, Stefanie Schneider, und der Chefredakteur von ARD-aktuell, Kai Gniffke.

Damit bleibt es bei der Kandidatenliste, die eine Arbeitsgruppe vorgeschlagen hatte. Diese Vorauswahl hatte für Streit gesorgt, weil andere Bewerber dort nicht berücksichtigt worden waren. Unter den 15 Bewerbern waren auch der NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz und der Leiter der SWR-Abteilung Multimediale Aktualität, Clemens Bratzler.

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