Politik

Antisemitismus nimmt „unübersehbar zu“

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Das unfassbare Grauen darf nie vergessen werden!

Der Bundestag erinnerte an die Opfer des Nationalsozialismus. In der Gedenkstunde hielt der israelische Historiker Saul Friedländer die Hauptrede.

Er berichtete von seinem und von dem Schicksal seiner Familie. Für ihn wurde Israel nach dem Krieg zur Heimat und er erinnerte daran: Der Antisemitismus und die Heftigkeit der Angriffe auf den Staat Israel nehmen heutzutage „unübersehbar zu“. Er sagte, dass Deutschland weiter mit Standhaftigkeit „weiter für die wahre Demokratie kämpfen“ müsse.

Das Schicksal von Saul Friedländer

Saul Friedländer berichtete von seinem Schicksal.

Der Historiker erinnert daran, dass es bereits 1942 viele Erzählungen und Berichte von der systematischen Ermordung von Juden im Osten gab. Er erinnerte auch daran, dass Adolf Hitler bereits in dieser Zeit oft offen über seine Pläne zur Vernichtung der Juden sprach. „Spätestens 1943 wussten Millionen Deutsche, dass Juden systematisch ermordet wurden“, sagte Friedländer.

Dann erzählte er von seiner Flucht als Sechsjähriger mit seinen Eltern aus Prag nach Frankreich. Doch auch dort begannen Verhaftungen von Juden. Seine Eltern versuchten, über die Alpen in die Schweiz zu gelangen. Ihren Sohn versteckten sie zunächst in einem jüdischen Kinderheim, bis dort die französische Polizei alle Kinder älter als zehn Jahre auf Lastwagen zwang und abtransportierte. Weil Friedländer noch keine zehn Jahre alt war, versteckten ihn seine Eltern wieder. Dieses Mal in einem katholischen Internat. Seine Eltern wurden bei ihrer Flucht von der schweizerischen Grenzpolizei aufgegriffen und wurden über Frankreich nach Auschwitz deportiert.

„Mein Vater starb wohl sehr schnell in Auschwitz, weil er zuvor schon krank und schwach war. Meine Mutter wurde wohl zu Sklavenarbeit eingeteilt“, sagte Friedländer.

Der 1932 geborene Friedländer überlebte den Holocaust im Versteck. Seine Eltern wurden in Auschwitz ermordet. Friedländer forschte vor allem zur Geschichte des Nationalsozialismus und zum Schicksal der europäischen Juden.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble eröffnete zuvor die Gedenkstunde.

„Die Würde des Menschen wurde millionenfach geächtet“

Der Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble erinnerte daran, dass der Artikel 1 der deutschen Verfassung eine Reaktion auf das Grauen des Nationalsozialismus war. Schäuble sagte, der einzelne Mensch mit seiner Würde sei unantastbar. Und über die NS-Zeit: „Die Würde des Menschen wurde millionenfach geächtet und geschändet.“

Schäuble erinnerte an die vielen Opfer und besonders an die 1,5 Millionen Kinder, die von den Nazis ermordet wurden. Auch Saul Friedländer war damals Kind, überlebte nur, weil er sich in einem französischen Internat unter falschem Namen verstecken konnte.

Der Bundestagspräsident sagte, es sei beschämend, dass Juden in Deutschland sich auch heute in unserem Land nicht sicher fühlen. Gegen Antisemitismus und jede Art von Rassismus und Diskriminierung müsse entschieden vorgegangen werden.

Der Bundestag erinnert traditionell am Holocaust-Gedenktag an die Millionen Opfer des Nazi-Regimes. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das Vernichtungslager Auschwitz. Allein dort wurden mehr als eine Million Menschen getötet.

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Kanzlerin warnte vor Antisemitismus

Bereits zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem Video-Podcast: „Dieser Tag lässt uns daran erinnern, was Rassenwahn, Hass und Menschenfeindlichkeit anrichten können.“ Jeder Einzelne habe die Aufgabe, „auch Verantwortung dafür zu tragen, dass wir null Toleranz gegen Antisemitismus, Menschenfeindlichkeit, Hass und Rassenwahn zeigen. Und das ist leider in unserer heutigen Zeit wieder von großer Dringlichkeit.“

Die Kanzlerin beklagte, Antisemitismus und menschenfeindliche Hetze seien leider auch heute noch Teil unserer Gesellschaft. Sie verwies auf das 2018 geschaffene Amt des Beauftragten der Bundesregierung für den Kampf gegen Antisemitismus und auf die geplante bundesweite Meldestelle für judenfeindliche Übergriffe. „Denn wir sehen heute sehr verschiedene Formen des Antisemitismus: Einmal der Hass auf Juden durch die hiesige Bevölkerung, aber auch durch zugewanderte muslimische Menschen, die diesen Hass auf ganz andere Weise noch einmal zum Ausdruck bringen.“

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